Aufzucht
Kükenaufzucht
Autorin: Sabine Schuster
Vielen Dank!
Die Vorbereitung des Kükenheims sollte spätestens einen Tag vor dem Umsetzen aus dem Brüter erfolgen, vor allem die Wärmequelle eingeschalten werden.
Es gibt komplette Kükenaufzuchtboxen, inklusive Wärmequelle, Laufgitter, Kotschublade, Thermostat und Regler (z. B. von Fa. Heka). Ein Thema auf das ich etwas später eingehe.
Für den kleinen Hobbygebrauch, wenn man nur ein zweimal jährlich einige Küken aufziehen möchte, oder diejenigen mit der notwendigen Zeit, können natürlich andere Kükenheime verwenden. Es obliegt jedem selbst, wofür er sich schlussendlich entscheidet. Auch hier gehe ich auf das Thema etwas später ein.
Ausstattung
Wärmequelle
Wärmeplatte (mit oder ohne Regler)
Regulierung der benötigten Wärme durch verstellen der Füße bzw. optional durch Regler.
Vorteil: Energiesparend
Nachteil: Küken nicht sofort im Blick, in den ersten Tagen zusätzliche Lichtquelle in der Nacht notwendig.
Schwarze Wärmeplatte mit gelben Füßen:
Hat man sich für diese Version der Wärmeplatte entschieden, ist es wichtig, sie so einzustellen, dass die Küken mit dem Rücken an die Platte kommen können (auch wenn die Unterseite sehr heiß ist). Sie funktioniert (anders als andere Wärmeplatten) über Kontaktwärme und erwärmt den Bereich unter der Platte nicht.
Am einfachsten stellt man die Füße leicht schräng ein, so können sich die Küken ihren Temperaturbereich selbst wählen.
Dunkelstrahler (Elsteinstrahler)
Wärme ohne Licht.
Regulierung der benötigten Wärme durch höher oder tiefer hängen der Lampe.
Vorteil: natürlicher Tag Nacht Rhythmus, Küken gut im Blick
Nachteil: man sieht nicht sofort ob die Lampe funktioniert, in den ersten Tagen zusätzliche Lichtquelle in der Nacht notwendig.
Rotlicht (Infrarotstrahler)
Wärme mit Licht
Regulierung der benötigten Wärme durch höher oder tiefer hängen der Lampe.
Vorteil: man sieht ob die Lampe funktioniert, Küken gut im Blick, keine zusätzliche Beleuchtung in der Nacht
Nachteil: höherer Energieverbrauch, bei Küken mit roten Augen (Legewachteln alle Zimter, Zwergwachteln alle Falben) nicht verwenden, da diese sehr lichtempfindlich sind, die ersten Tage sehr schlecht sehen und im schlimmsten Fall erblinden bzw. verhungern können, da sie das Futter nicht finden.
Wichtig:
Beim Verwenden von Wärmelampen, Lampenschutzkorb mit Keramikfassung verwenden, auf die vorgegebene Wattzahl achten, Zubehör im Fachhandel kaufen!
KEINE ROTLICHTLAMPE FÜR DEN MENSCHLICHEN GEBRAUCH VERWENDEN! BRANDGEFAHR!
Kükenheim
Hat man sich für eine der Wärmequellen entschieden, gilt es das passende Kükenheim dazu auszusuchen.
Viele ziehen in den ersten Wochen die Küken im Wohnraum auf, was angesichts der Tatsache, dass es wirklich etwas besonderes ist die Kleinen in ihrer Entwicklung beobachten zu dürfen, absolut nachvollziehbar ist, praktizieren wir es zum Teil ja auch selbst bei unserer Nachzucht so.
Einige Dinge gibt es dabei allerdings zu beachten: zugfrei, gut gesichert vor anderen Haustieren, UV-Tageslichtlampe (nein, durch ein Fenster kommt nicht genügend UV-Licht).
Die Größe des Kükenheims ist abhängig von der Anzahl der Küken und vor allem wie lange sie darin bleiben.
Recht gut geeignet sind Terrarien, hier sollte man jedoch zusätzlich hinter der Glasfront noch Gittertüren einbauen, damit genug Frischluftzufuhr gewährleistet wird. Der Vorteil, gerade in den ersten Tagen, besteht darin, dass sich die Temperatur recht gut hält und kein Zug entsteht. Für Wärmeplatten eine optimale Möglichkeit. Wärmelampen darin nur verwenden, wenn die Möglichkeit besteht, die Wärme gut zu regeln, schnell entsteht sonst zuviel Hitze darin.
Kaninchenkäfige sind ebenfalls geeignet, sollten von vorne zu öffnen sein (gibt Modelle die nur von oben zu öffnen sind), das Gitter sollte an drei Seiten und oben – wenn Wärmeplatte zum Einsatz kommt – geschlossen werden. Dazu kann man zb. Luftpolsterfolie, Karton verwenden.
Das sind jetzt nur zwei von vielen Möglichkeiten was als Kükenheim zum Einsatz kommen kann.
Für alle Arten von Zierwachtelküken ist unbedingt die Decke mit Schaumstoff abzupolstern!
Weitere Einrichtung
Untergrund
Der Boden muss in den ersten Tagen unbedingt rutschfest gestaltet sein! Küchenkrepp allein gibt nicht den notwendigen Halt für die Kleinen, ist es zu rutschig können zuvor völlig gesunde Küken Spreizbeine entwickeln. Optimal ist eine Antirutschmatte (für Teppiche), die haben wir selbst in den ersten vier, fünf Tagen im Einsatz. Antirutschmatte gibt es in diversen Billigshops für kleines Geld oder auch in Baumärkten. Letztere sind in der Regel zwar etwas teurer, aber bei 40 °C waschbar (auch 60 °C halten sie mehrfach durch) und damit mehrfach verwendbar.
Weitere Möglichkeiten sind: Grobes Buchenhack darunter Küchenkrepp (Buchenhack ist ist grob genug, um von den Küken nicht gefressen zu werden) oder alte Handtücher.
In den ersten Tagen keine feine Einstreu, keinen Sand als Boden, Küken fressen diese und verhungern mit vollem Kropf!
Einzige Ausnahme ist die Naturbrut, hier zeigen die Eltern/Henne dem Küken was es fressen darf und was nicht.
Kükentränke
Geeignete Kükentränke ab dem ersten Tag, diese nicht an den Rand oder in eine Ecke sondern mittig stellen, damit die Kleinen gut rundherum laufen können und nicht stecken bleiben und im schlimmsten Fall ertrinken. Zudem kann man die ersten Tage ein paar Kieselsteine oder Glasmurmeln in die Rinne legen, um die verfügbaren Wasserstellen kleiner zu machen.
Bevor man, aus Angst die Küken könnten in der Tränke ertrinken, zu diversen Marmeladedeckeln greift: darin ist die Gefahr bei weitem höher!
Alternativ nimmt man, wir verwenden sie vorrangig bei den Zierwachtelküken, Vogeltränken mit Fuß. Diese bekommt man in jedem Zoofachhandel in der Ziervogelabteilung.
Futterautomat
Futtersilo, Futterspender mit niedrigem Fressrand ebenfalls ab dem ersten Tag. Sofern man keine eingeschränkt mobilen Küken hat (siehe Kükenkrankenhaus), ist das Streuen von Futter auf den Boden absolut nicht notwendig.So lernen die Küken, dass es nur dort Futter gibt und sind sehr früh Futterfest, was wiederum begünstigt, sie nach relativ kurzer Zeit auf Einstreu zu setzen (Tag 4/5).
Nachtlicht
In der ersten Zeit sollte den Küken auch nachts gedimmtes Licht zur Verfügung stehen, damit sie wieder unter die Wärmeplatte zurückfinden können.
Ein beliebtes, im deutschen Handel aber recht teures Nachtlicht, kann man sehr viel günstiger auf Seiten wie beispielsweise Aliexpress erstehen. Allerdings benötigt man dann bis zur Lieferung auch einige Wochen Zeit.
Lichtdauer und Temperatur
Tag | °C | Lichtstunden |
---|---|---|
1 | 36-38 | 24 |
2 | 36 | 23 |
3-4 | 34 | 20 |
5-7 | 32 | 16 |
8-10 | 28 | 16 |
11 | 26 | 16 |
12 | 24 | 16 |
13-16 | 23 | 14 |
17-18 | 22 | 14 |
19-20 | 21 | 14 |
21-28 | 20 | 14 |
Bei nebenstehender Tabelle handelt es sich natürlich nur um grobe Empfehlungen. Schritt für Schritt können so die Küken mit zunehmender Befiederung von der Wärmeplatte entwöhnt werden.
Bei den einen Wärmeplatten bewerkstelligt man die Temperaturunterschiede durch schrittweises Höherstellen der Platte, bei anderen (z.B. Heka) durch Verstellen des Reglers.
Streu, Sandbad und Grit
Sind die Küken futterfest, können Sie auf beliebiges Streu umgestellt werden (die Futterfestigkeit wird begünstigt, wenn sie von Anfang an ihr Futter aus dem Spender bekommen). Bei Fort Quox passiert das mit etwa 8 Tagen.
Mit etwa 10 Tagen kommt auch ein Sandbad hinzu. Spätestens hierin sollte Grit enthalten sein. Bei Fort Quox gibt es mittlerweile schon nach 2, 3 Tagen einen Gritstein mit ins Kükenheim.
Futter
Das gilt für alle Arten: hochwertiges Wachtel-/Ziergeflügel-Kükenfutter mit einem Rohproteingehalt von 26 – 28 % ab dem ersten Tag!
Mohn und/oder Oregano wird nur in geringem Maße zugefüttert und ersetzt nicht das Grundfutter in den ersten Tagen.
Mohn/Oregano beeinflussen die Darmflora der Küken in den ersten Lebenstagen positiv.
Man kann in den ersten Tagen das Futter in der Küchenmaschine zerkleinern, bei Legewachteln aber nicht unbedingt notwendig.
Wechsel zum Adultfutter
Nach 5 Wochen (manche Hennen werden in Kürze das Legen beginnen) wird das Kükenfutter mit mehr und mehr Adultfutter gemischt bis ab Erreichen der 6. Woche nur noch Adultfutter gegeben wird.
Leckerlie
Nur allzugerne möchte man den Kleinen schon bald „etwas Gutes“ tun und ihnen Leckerlie zur Verfügung stellen.
Das sollte man aber tunlichst unterlassen, bis sie mindestens 4 Wochen alt sind (gerne auch bis 6 Wochen).
Die Küken wachsen so ransant, dass ihnen mehr damit gedient ist, das Kükenfutter aufzunehmen, in dem alles enthalten ist was sie bei diesem irren Wachstum unterstützt. Ein Kropf, der mit anderem gefüllt ist, kann kein Kükenfutter mehr aufnehmen!
Markierung der Küken
Um Küken verschiedener Zuchtgruppen auseinanderzuhalten (dazu müssen Sie natürlich schon auf Stammschlupfhorden oder sonst getrennt geschlüpft sein), müssen sie markiert werden.
Eine Möglichkeit hierzu ist ein kleiner Nagellack-Klecks auf dem Kopf, eine andere die Beringung mit Kükenringen.
Letztere müssen natürlich nach einer Weile gegen größere ausgetauscht werden.
Soll mit geschlossenen Ringen (Bundesringe oder eigene) beringt werden, muss das schon mit etwa 8 Tagen versucht werden. Verpasst man den Tag, kann es passieren, dass man die Ringe schon nicht mehr über den Spann ziehen kann.
Ich beziehe geschlossene Ringe mit eigenem Kürzel „FQ“ (vorsichtshalber in 6,5 mm, da meine Wachteln noch nicht das Gewicht einer Ausstellungswachtel haben) bei Horst Stengel & Sohn e.K..
Erwachsene Wachteln kann man mit 6 mm-Clipsringen ausstatten (die fallen sowieso üppiger aus als die geschlossenen Versionen).
Kükenaufzuchtbox vs. Kükenheim
Ein heikles Thema dem, ich neutral begegne und das hier auch sachlich vorstellen möchte mit allen Vor- und Nachteilen.
Eines der wichtigsten Kriterien in der Kükenaufzucht ist ein gewisses Maß an Hygiene.
Allem voran steht die Sauberkeit des Bodens, damit Küken nicht in den eigenen Ausscheidungen liegen, schlafen, laufen und bei Futter am Boden daraus fressen. Auch damit sich keine Kotballen an den Füßchen, Zehen bilden, die bei nicht ablösen zu einem Verlust dieser führen kann. Kotkontrolle der Küken in den ersten Tagen auf Beschaffenheit, etc. bitte nicht vergessen.
Kükenaufzuchtbox
Ich möchte erst die umstrittene Kükenaufzuchtbox mit Laufgitter vorstellen.
Über einen Regler – Thermostat kann jede beliebige, für die Küken notwendige Temperatur eingestellt werden. Das Laufgitter wird am ersten Tag komplett mit Küchenkrepp bedeckt, ab Tag 2 zur Hälfte, ab Tag 3 wird es ganz weggelassen. Futter und Wasser stehen direkt am Laufgitter, sollte mal eine Tränke auslaufen, landet das Wasser in der Kotschublade darunter und die Küken bleiben weiterhin trocken. Der Kot fällt ebenso durch und kann dort sehr gut auf seine Beschaffenheit kontrolliert werden. Die Küken haben keine Schmerzen wenn sie darauf laufen. Stressfreies saubermachen für die Küken (ja das ist Stress für die kleinen), kein Kot auf den Füßchen, Zehen, im Flaum. Dies ist für eine kurze begrenzte Zeit bis die kleinen auf Einstreu kommen. Empfehlenswert bei großen Bruten ab 40 Tieren aufwärts, bzw. für die Aufzucht von Zierwachteln, die sehr scheu sind und für die jede Reinigung puren Stress bedeutet.
Kükenheim
Das Kükenheim, die beliebte, bevorzugte Variante vieler Hobbyhalter und -züchter.
Entscheide ich mich für diese, sollte jedem von Beginn an der tatsächliche Mehraufwand bewusst sein, bis hin bei zu wenig Zeit die dann unvermeidliche Geruchsentwicklung.
In den ersten zwei bis drei Tagen, natürlich abhängig von Größe und Anzahl der Küken, sollte der Bodenbelag 2x täglich komplett gewechselt werden, ebenso Wasser.
Tag 4/5 benötigt mindestens dreimal einen Wechsel, morgens und abends Wasser.
Sind die Küken gut Futterfest, kann man sie ab Tag 5 auf ca. 1 cm hoch Einstreu setzen, darunter am ersten Tag noch Rutschfestes belassen.
Tag 6 einen Komplettwechsel machen und dick mit Einstreu auffüllen. Täglich morgens und abends mit einmal Handschuhe Kot entfernen, Streu nachfüllen und Wasser wechseln. Wird das täglich so gehandhabt, reicht ein komplett Wechsel der Einstreu einmal wöchentlich.
Mit 14 Tagen kann man das erste Sandbad anbieten, am besten Nachmittags zu der Zeit haben sie schon genug Nahrung in sich. Haben die Küken zuvor noch keinen Grit bekommen, bei uns ist ab Tag 1 ein Gritstein im Kükenheim, werden sie bevor sie darin baden, erst einmal ordentlich den Grit der darin enthalten ist rausfressen. Mit dem Alter sehen sie den Sand nicht mehr als Futter an, was in dem Moment möglicherweise so wirkt, da sie es benötigen und intensiv aufnehmen.
Die Aufzucht der Küken kann natürlich auch im Außenbereich erfolgen, sofern man dort ihren Ansprüchen gerecht wird. Eigene Stallung, Wärme, etc.
Legewachtelküken können, wenn sie voll befiedert sind, im Sommer ohne zusätzliche Wärme, im Winter mit Wärme in einen Außenstall gesetzt werden. Sie benötigen bis zur 6. Lebenswoche Kükenstarter, dann erst sollte die Umstellung, durch Beimischen auf das normale Futter für adulte Tiere erfolgen. Danach steht einer Vergesellschaftung mit vorhandenen adulten Tieren nichts mehr im Wege.