FortQuox-Logo-512

Kükenkrankenhaus

Was tun, wenn Küken Probleme haben?

Gründe für Probleme gibt es zahlreiche, oft sind es Schäden an den Bruteiern (durch den Versand) oder Brutfehler. Oft kann eine genetische Disposition aber nicht ausgeschlosen werden. Daher ist es wichtig, die betreffenden Küken zeitig zu Markieren und mit Ihnen später nicht weiter zu züchten!

r
Eins vorneweg:

Es ist durchaus legitim und auch eine Art der Selektion, Küken, die offenbar gesundheitlich beeinträchtigt sind, zu entnehmen!
Ich persönlich sehe es jedoch so, dass ich für das Leben, das ich durch eine Kunstbrut erschaffe, verantwortlich bin und zumindest – sofern eine realistische Chance auf Besserung besteht – den Versuch schulde, zu helfen.
ABER: Wir sind es den Tieren ebenso schuldig, sie nicht leiden zu lassen. Nicht jedes Küken kann gerettet werden oder hat eine Chance auf ein Weiterleben, dann sind wir genauso verpflichtet, das Leiden zügig zu beenden!

Gleich bei meiner ersten Brut kamen einige Problemküken heraus, so dass ich direkt vieles zu lernen hatte.
Immerhin hat dies die Entstehung dieser Seite, die ihr gerade lest, erst möglich gemacht. Ich hoffe, sie hilft euch bei euren Küken!

Bei meiner besagten Brut, ich nenne sie gerne „die Brut des Grauens“, handelte es sich um Versandeier von 2 verschiedenen Züchtern aus 3 verschiedenen Zuchtgruppen, so dass ich in meinem Fall davon ausgehe, dass es durch Brutfehler zu den gehäuften Problemen kam. Das ist der Grund warum ich seither mit dem King Suro auf Kriegsfuß stehe. 😉
Dabei waren: Spreizbeine, krumme Füße und sogar eins, das den Dottersack nicht eingezogen hatte.
Alle Küken aus meiner Krankenstation sind gesunde, erwachsene Tiere geworden und leben zum größten Teil noch immer.

Danach habe ich sowohl den Brüter (über den Rcom pro 20 zum Heka 10) gewechselt, als auch nur noch eigene Bruteier genutzt und hatte seither glücklicherweise keine solchen Probleme mehr.

Bei Spreizbeinen: Rutschfester Untergrund und Beine tapen!

Ursache: ich vermute in meinem Fall eine höhere reale Bruttemperatur als auf dem Gerät tatsächlich angezeigt wurde. Dafür spräche auch die Tatsache, dass der Schlupf einen Tag zu früh los ging.

Behandlung:

Am Wichtigsten ist es, die Küken auf einen rutschfesten Untergrund zu setzen. Also bitte weg mit der allgegenwärtigen Küchenrolle! Nehmt Antirutschmatte (was ich tue), alte Handtücher oder auch grobes Buchenhack.
Beine tapen mit selbsthaftender Bandage. Hüftbreit und schauen, dass die Beine gerade stehen (wobei das bei Haftbandagen nicht das große Problem ist, denn die haften an den Beinen selbst sowieso nicht).
Auf dem ersten Bild sieht man meinen ersten Versuch, auf dem zweiten Bild sitzt das Tape schon perfekt. Ein kleines bisschen Übung braucht man schon, wenn man es alleine machen muss und alles so winzig ist …

Sollte das Küken damit noch nicht laufen können, kann es notwendig sein, sie stundenweise in eine Tasse zu setzen. Mehr dazu unten.

Bei krummen Füßen: Füße tapen!

Ursache: Zu krummen Füßen kommt es oft, wenn der Schlupf des Kükens zu lange dauert. Dann beginnen sie sich in der krummen Position zu verfestigen.

Behandlung:

Ich mache es mit Leukoplast und dünner Pappe.
Grundform schneiden wie auf dem Bild, Leukoplast von unten. Füßchen drauf (also auseinanderfalten und so draufsetzen, wie es in der richten Stellung sein müsste), Leukoplast von oben. Eventuell noch mal ein bisschen besser zuschneiden. Achte darauf, dass die rückwärtige Zehe draussen bleibt.
Maximal 2 Tage am Stück dran lassen (der Fuß wird langsamer wachsen als der Gesunde), besser täglich wechseln, anschauen und ggf. neu machen.
Man muss öfter einen Blick darauf werfen, denn darunter sammelt sich leider relativ schnell der Kot und macht blöde Knubbel. Diese also immer mal wieder entfernen.
Wenn das Tape vernünftig gemacht ist, kann das Küken damit problemlos laufen.
Nach ein paar wenigen Tagen sollte der Fuß in der korrekten Stellung sein!

Wenn Sie nicht von alleine stehen / laufen können (in Verbindung mit den obigen Punkten):
In eine Tasse setzen!

Behandlung:

Stundenweise in eine Tasse setzen.
Hier hat sich bei mir die Konstruktion mit Fruchtzwerge-Becher in großem Kaffee-Becher bewährt, sie können sonst, sobald sie etwas fitter sind, aus ziemlich vielen Behältnissen heraus hüpfen! Grundsätzlich funktionieren natürlich alle Behältnisse, aus denen das Küken nicht selbständig heraus kommt, aber schmal genug ist, dass es nur Stehen oder Sitzen kann. Durch die Versuche auszusteigen, kommt es genau zu der „Krankengymnastik“, die wir brauchen: die Muskulatur wird trainiert.

Also: Fruchtzwerg-Becher mit Zewa umwickeln (zur Stabilisierung) und in eine große Tasse stellen.
Zudem kann man auf den Rand etwas Mohn streuen.
Das Küken muss natürlich in die Wärme, aber unbedingt (mithilfe eines Thermometers) darauf achten, dass es nicht zu warm ist! Die Tassen werden schnell warm und halten die Hitze. Daher auf Oberkante der Tassen die richtige Temperatur einstellen.
Ich hab die Tassenübung über ein paar Tage immer mal wieder für 1-2 Stunden gemacht.
Glücklicherweise sind die beiden abgebildeten Tassen-Küken (die beide wirklich im Männerspagat im Brüter lagen) in ihrer Tassen-freien Zeit durch Rollen und Robben sowohl zu Futter als auch Wasser gekommen, so dass ich mir darum keine Sorgen machen musste.
Natürlich musste ich dazu Futter und Wasser in flachen Gefäßen anbieten und die Hürden für sie so möglichst klein halten.

Dottersack nicht eingezogen

Ursache: Wenn ein Küken zu schnell schlüpft, oder beim Schlupf geholfen wurde, kann es passieren, dass der Dottersack nicht oder nicht vollständig eingezogen wurde.

Behandlung:

Außer Abwarten kann man an der Stelle leider nicht sehr viel ausrichten. Im günstigsten Fall trocknet der Dottersack im Lauf einiger Tage selbständig ein und fällt ab.
Ich empfehle jedoch, diese Küken gleich zu päppeln, da sie zum Kümmern neigen.
Ich habe dazu ein Mineral- und Vitaminpräparat für Vögel („PRiME“) aus dem Zoofachhandel genutzt.
Es gibt leider keien Garantie, dass aus den Küken etwas wird.
Man sollte außerdem darauf achten, dass die anderen Küken nicht am Dottersack herumpicken. Bei mir waren alle Patienten zusammen in einer eigenen Krankenstation. Da dort jedes Küken erstmal mit sich selbst beschäftigt war, ließen sie sich untereinander in Ruhe, waren aber nicht alleine.

Ein paar Eindrücke aus der Krankenstation

Ein informatives Buch zum Thema Kunstbrut:

Und nun der Pflichtsatz zu nebenstehenden Amazon Affiliate-Einträgen:
„Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.“
Das bedeutet, kauft ihr die Produkte über die angezeigten Direktlinks, erhalte ich einen kleinen Betrag als Provison. Für euch selbst ändert sich nichts, ihr leistet damit aber einen kleinen Beitrag zum Betrieb dieser Seite. smile

Dr. A. F. Anderson Brown, Kunstbrut: Handbuch für Züchter (Deutsch)
Taschenbuch – 1. Januar 1988